Presse
Maulbeerhof Can Yergin betreibt historisches Gästehaus in Wöllstein
30.05.2012 - WÖLLSTEIN
Am Ende der Bachgasse überspannt eine schmale Brücke den Appelbach. Mit dem Auto kommt man hier nicht weiter. Wo ist der Maulbeerhof? Rechts öffnet sich eine Einfahrt in einen gepflasterten Hof. Das scheint der Parkplatz zu sein - richtig, da kommen durch den Tennendurchgang Can Yergin, der junge „Chef“ vom Maulbeerhof und seine Freundin und Partnerin Nicole Beschke. Betritt man den Innenhof, steht man unterm Maulbeerbaum und staunt.
Das Anwesen gehört zu den ältesten im Ort. Ab 1850 ist es im Katasterverzeichnis dokumentiert, muss aber wesentlich älter sein, wie auch die umliegenden Gebäude hier, im ältesten Ortsteil von Wöllstein, das bereits 1536 als Poststation erwähnt wurde.
Früher das „Dollehaus“
Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden Haus und Nebengebäude landwirtschaftlich genutzt, als Gemischtbetrieb mit Wein, Ackerbau und Tierhaltung. Can Yergin erzählt: „ Der letzte Landwirt auf dem Anwesen war der Bauer und Winzer Doll und das Haus wurde „Dollehaus“ genannt. Es war der größte landwirtschaftliche Betrieb am Ort. Wo sich heute Frühstücksraum und Küche befinden, war auch damals schon die Küche, dahinter allerdings eine Schlachtküche.“
In den 90er Jahren kaufte Lothar Dumke das Haus und lebte dort mit seiner Mutter und zwei Töchtern. In dieser Zeit wurde das Haus umgebaut und als Gästehaus genutzt.
„Es muss vorher in einem sehr schlechten Zustand gewesen sein“, meint Yergin. „Es wurde stark renoviert und dabei auch im Innern verändert.“ Bekannt war es als „Hillis Gästehaus“ und die Familie Dumke hatte noch viele Pläne. Lothar Dumke verstarb bevor er alle Ideen, die er für das alte Anwesen noch hegen mochte, umsetzen konnte. Danach stand das Gehöft drei Jahre lang leer. „Es war die Idee von meiner Mutter Öznur und mir, da wieder was draus zu machen.“ berichtet Yergin weiter. Es folgten mehrere Besichtigungen, auch gemeinsam mit Fachleuten. „Nach einem Vierteljahr Bedenkzeit haben wir ein Konzept ausgearbeitet und gesagt Wir machen es.“ Im Juli 2009 kaufte Familie Yergin das Anwesen, bereits im Oktober war das Gästehaus bezugsfertig.
Probleme sind vergessen
„Eigentlich kein günstiger Zeitpunkt für die Eröffnung“, denkt Can Yergin heute im Rückblick. Und bis die ersten Zimmer für Gäste bereit waren, gab es genügend Komplikationen: „Als wir zum ersten Mal das Wasser anstellten, entdeckten wir mehr als 50 Lecks, das Wasser rann aus den Wänden!“ Heute lacht die Familie drüber, damals war es wohl nicht so witzig „fließend Wasser“ in dieser Form zu haben. „Der Installateur ließ das Wasser aus den Leitungen, drehte die Hähne auf und horchte mit dem Stethoskop wo es zischt.“
Die Probleme sind vergessen. Acht Gästezimmer wurden liebevoll eingerichtet. Sie tragen die Namen mediterraner Früchte - Mispel, Olive, Feige… natürlich Maulbeere, die Wände angelegt in fein aufeinander abgestimmten Nuancen der Farben dieser Früchte, auch die Bettwäsche ist Ton in Ton. Was Wunder, ist doch Layla Yergin, Cans Schwester, Designerin. Die ehemalige Scheune bietet Raum für Ausstellungen, Familienfeiern und Events und drumherum bleibt auch in Zukunft noch viel zu tun für die Gastgeber, doch das scheuen sie nicht.
Artikel: Ulla Grall, Foto: pa/Carsten Selak
http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/vg-woellstein/woellstein/12027362.htm
Vasen, Töne, Scherben - Ausstellung im Maulbeerhof zeigt Gefäße verschiedener Epochen
17.04.2012 - WÖLLSTEIN
„Die Vase, das war’s“ ist der Titel der Ausstellung in den wunderschönen Räumen des Maulbeerhofs der Familie Yergin. Vasen, Fotos von Vasen im Arrangement mit korrespondierenden Textilien, Scherben von Vasen, Fotos von Scherben von Vasen… „Die Vase, das ist’s“ - müsste man eigentlich sagen.
Auf dem Boden arrangiert: ein Karree weißer Vasen in verschiedenen Größen und Formen, unmittelbar daneben ein weiteres Karree - bunte Scherben. Auch dies waren Vasen. Doch nicht nur optisch ist die Fülle der Gefäße zu erleben, sondern auch akustisch: Mit einem Nagel an einer aus einem Bambusstöckchen und Bindfaden montierten Angel bringt Ulrichadolf Namislow die Porzellanvasen zum Klingen. Auch die Scherben haben zu einem Klang-Event beigetragen: „Beim Zerschlagen der 60 Vasen, die wir ausgemustert haben, wurden Tonaufnahmen gemacht und im Studio zu einer akustischen Collage zusammengefügt“, erläutert Namislow. Sie ist im Laufe der Vernissage zu hören: komponierte Bruchstücke von Klängen, von Tönen, „Ton-Scherben“ im doppelten Wortsinn.
Auch der Volxheimer Musiker Heiko Traumüller trägt zur hörbaren Darstellung der sichtbaren Exponate bei. „Vasen haben, wenn man sie ans Ohr hält, etwas von einer Muschel“, sagt er und beginnt sein Saxophon-Stück mit einem tonlosen Rauschen, das langsam in Ton und Klang übergeht und Musik wird. Beim zweiten Stück ist das Rhythmus gebende Instrument selbst eine Art „Vase“, eine Udu-Drum, ein tönernes Gefäß mit bauchigem Körper, offenem Hals und Schallloch, dem Traumüller Rhythmen in wechselnden Tönen entlockt, diese aufnimmt und wiederum zur Begleitung seines Saxophonspiels einsetzt.
Die jazzig-softe Musik passt zum Charakter der ausgestellten Vasen-Darstellungen, von denen viele aus den 50er und 60er Jahren stammen. Ausgangspunkt des Ganzen sind die mehr als 1 000 Exemplare, die der Designer und Dozent Professor Ulrichadolf Namislow in seiner privaten Sammlung zusammengetragen hat: das Volksvasen-Projekt 2010/11. Als Katalog der Sammlung fungiert eine Mappe mit 40 Postkarten, deren Motive sich auch in der aktuellen Ausstellung wieder finden. „Sachpoetik“ nennt Namislow seine Arbeit und poetisch ist es in der Tat, wenn sich Vasen zu Vasenwesen formieren. „Als Designer habe ich vor 15 oder 20 Jahren selbst Vasen gestaltet“, erzählt er. „Zwangsläufig befasst man sich dann mit dem, was bereits vorhanden ist.“ Er begann, Vasen mit anderen Augen zu betrachten. „Nicht nur das Ferne ist als exotisch anzusehen, sondern auch naheliegende Dinge“, erklärt er. „Vasen haben Fetisch-Charakter und durchaus skulpturale Qualität. Sie sind eine Art Zeitkapsel.“
Noch bis 21. April ist die Ausstellung jeweils von 16 bis 19 Uhr zu sehen. Lohnend auf jeden Fall, auch wenn der Besucher dann auf die klanglichen Erlebnisse und die köstlich zubereiteten und dekorativ angerichteten Häppchen der Vernissage verzichten muss. Auf die weiteren geplanten Veranstaltungen in den überaus gelungen restaurierten Räumlichkeiten des „Familienprojekts Maulbeerhof“ darf man gespannt sein.
Artikel: Ulla Grall, Foto: pa/Schmitz
http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/vg-woellstein/woellstein/11874354.htm